Du kannst es schaffen

1899 radelte der französische Architekt Jean Walter 6.000 Kilometer von Paris nach Istanbul und zurück. Er wollte unbedingt die byzantinische Kirche „Hagia Sophia“ sehen. Er hatte nicht viel Geld und verdiente sich deshalb seinen Unterhalt als Straßenmusiker. Er schaffte es schließlich bis in die Türkei – das veränderte sein Leben.

40 Jahre später, Walter war mittlerweile erfolgreich und wohlhabend, gründete der Franzose eine Organisation, die Reisestipendien vergab. Er wollte jungen Menschen die gleichen Erfahrungen ermöglichen, die er gemacht hat – mit wenig Geld, einem aber umso reicheren Schatz: der Erkenntnis, alles auch alleine schaffen zu können.

Die Organisation mit dem Namen „Zellidija“ war Vorbild für die Stiftung für Studienreisen „zis“, die zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs von Maria Ewald auf Schloss Salem in der Nähe des Bodensees gegründet wurde. Bis heute können sich jedes Jahr junge Menschen bewerben, um Geld für eine Reise in ihr Wunschland zu bekommen.

Selbstvertrauen, Herausforderungen, Glaube an sich selbst

Die Bedingungen: Die Bewerber müssen sich ein Thema überlegen, zu dem sie gerne arbeiten möchten und damit die Jury überzeugen. Außerdem muss man alleine reisen und mindestens vier Wochen lang im Ausland bleiben. Während ich damals 325 DM erhielt, bekommen die Stipendiaten heute 600 Euro, dürfen aber weiterhin kein eigenes Geld mitnehmen. Nach der Reise müssen die Stipendiaten eine Abschlussarbeit über ihr Thema sowie ein Tagebuch mit Gedanken und Gefühlen abgeben.

Vor 30 Jahren halfen mir gleich zwei Stipendien der Stiftung für Studienreisen nicht nur dabei, meinen Horizont zu erweitern, sondern auch mehr Selbstvertrauen zu bekommen – und zu verstehen, dass ich mehr erreichen kann, wenn ich nur an mich glaube und mich wirklich anstrenge.

Mein Leben hätte auch ganz anders verlaufen können: Obwohl ich immer wusste, dass meine Eltern mich lieben, war meine Kindheit alles andere als leicht. Meine Mutter war alkohol- und tablettenabhängig und wurde mindestens dreimal mit einer akuten Vergiftung ins Krankenhaus eingewiesen – einmal während meiner Abiturprüfungen. Ich wuchs in einem Umfeld von Sucht und Co-Abhängigkeiten auf und wurde selbst ein Teil davon.

Nach außen waren wir eine „klassische“ Familie, aber hinter der Fassade gab es massive Probleme. Über Emotionen wurde nicht gesprochen und ich versuchte mich angepasst und unauffällig zu verhalten. Alle Versuche, in meinem Vater einen Verbündeten zu finden und über die Sucht zu sprechen, scheiterten.

Ein kleiner Stups in die richtige Richtung

Die Reisen nach Schottland und Island, die mir „zis“ schließlich finanzierte, waren mein Ausweg nach diesen traumatischen Erfahrungen in der Kindheit.

Ich lernte, mich durchzubeißen und nicht aufzugeben, als ich über 1.700 Kilometer mit dem Fahrrad zurückgelegt habe und dabei fast täglich nass geworden bin.

Ich lernte, dass ich vier Wochen in einem fremden Land mit 325 DM auskommen kann und dabei trotzdem eine gute Zeit habe.

Ich lernte, dass die Einwanderungsbehörde manchmal anstrengend sein kann, am Ende aber ein Gespräch mit der isländischen Staatspräsidentin alle Sorgen vergessen lässt.

Heute nennen wir das Resilienz – und ich habe es zu meinem Beruf gemacht, Führungskräf-ten weltweit zu helfen, mehr von dieser inneren Kraft zu entwickeln.

Beim Fangen von Hummern und anderen Krustentieren vor der Westküste Schottlands

Das Projekt

Für mich war das Stipendium so wichtig und wertvoll für den weiteren Lebensweg, dass ich mich entschieden habe, mit dem Fahrrad von Heidelberg nach Verona zu fahren, um Geld für die Stiftung für Studienreisen zu sammeln.

Im Juni 2017 werde ich in zehn Tagen die insgesamt 1.000 Kilometer lange Strecke zurücklegen – und dabei insgesamt 10.000 Höhenmeter überwinden.

Mein Ziel ist es, Geld für mindestens 20 Stipendien (á 900 Euro) zu sammeln, also insgesamt 18.000 Euro.  Hier kannst du mehr über dieses Projekt erfahren: https://betterplace.org/p53158

Dieses Thema ist eine richtige Herzensangelegenheit für mich. Es wäre toll, wenn ich auch Dich mit diesem Projekt inspirieren könnte. Deine Unterstützung – groß oder klein – bedeutet mir sehr viel. Herzlichen Dank!

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